Chronik

Es war eine Zeit großer wirtschaftlicher aber auch politischer Unsicherheiten, als die Verantwortlichen unserer Stadt im Jahr 1928 den Mut aufbrachten, in unmittelbarer Nähe des heute noch mustergültigen Schwimmbades eine aus drei Feldern bestehende Tennisanlage zu schaffen. Sie erfüllten damit den langersehnten Wunsch der in der Spielabteilung des seinerzeit bestehenden Verkehrs- und Verschönerungsvereins und der Tennisabteilung des Turnvereins 1861 tätigen Tennisbegeisterten, einen Ort der sportlichen Begegnung zu schaffen. Am 3. Juni 1928 war es dann so weit: die Tennisplätze und die dazugehörenden Umkleidekabinen an der Brunnenstraße wurden festlich eingeweiht. Der Bürgermeister fand anerkennende Worte und und die beiden Frankfurter Tennisclubs "Schwarz-Weiß" und "Sportclub 1880" zeigten in einem Eröffnungsspiel erstmals in Neu-Isenburg, wie ein Spiel mit dem weißen Ball so richtig schön und spannend ablaufen kann. Viele unserer Bürger erinnerten sich damals zwar daran, dass 26 Jahre vorher in Berlin durch eine honorige Gruppe um Carl August von Meden der Deutsche Lawn-Tennis-Bund gegründet wurde, viel Ahnung von dem Reiz dieser Sportart hatten aber dennoch nur wenige. Was lag daher näher, sich nunmehr auch offiziell dem Spiel mit dem weißen Ball zu widmen.

Am Abend vor der Platzeinweihung fand daher im damaligen Restaurationsgebäude des Schwimmbades die Gründungsfeier des Ersten Neu-Isenburger Tennisclubs statt, der sich 1933, bedingt durch den Beitritt der Tennisabteilung des Turnvereins 1862, unter der Leitung des seinerzeit allseits bekannten Bankdirektors Heinz Schmidt in Tennisclub "Rot-Weiß" Neu-Isenburg umbenannte. Was sich danach im Neu-Isenburger Tennisbereich tat, war deutlich geprägt von den negativen sportlichen Vorstellungen der damaligen braunen Machthaber: eliterer "Modesport", nicht zeitgemäß! Man traf sich zwar von Zeit zu Zeit mit Gleichgesinnten aus verschiedenen Nachbarvereinen, aber man blieb meist doch unter sich. Im Dezember 1942 war dann der Traum aus. Ein Bombenangriff auf unsere Stadt, dem unter anderem auch die Tennisanlage zum Opfer fiel, beendete brutal den Spielbetrieb und damit auch das Clubleben der Rot-Weißen.

Es waren die amerikanischen Besatzungstruppen, die kurz nach Beendigung des Krieges 1945 das Schwimmbad und die Tennisanlage für sich beanspruchten. Erst 1952 wurden die beiden Sportanlagen für die Bewohner unserer Stadt wieder freigegeben. Es war Herrn Walter Gutmann zu verdanken, der sich als erster Nachkriegsvorstand bemühte, die Tradition unseres Tennisclubs fortzusetzen. Er ließ Anfang 1954 ein kleines Clubhaus errichten, das 1957 unter seinem Nachfolger als Clubvorsitzenden, Dr. Georg Staub, mit Duschkabinen erweitert wurde. Dr. Staub war es auch, der mit viel persönlichem Einsatz erreichte, dass die Stadt Neu-Isenburg 1962 einen Teil des heutigen Clubgeländes für den Bau von 9 Plätzen und einem Clubhaus im Rahmen eines Pachtvertrages zur Verfügung stellte. Zunächst wurde mit dem Bau von 4 Plätzen begonnen, die im September 1962 fertig gestellt waren. Danach befassten sich die Clubverantwortlichen mit der Planung und dem Bau des eingeschossigen Clubhauses, das im August 1965 feierlich eingeweiht wurde. Die bis dahin entstandenen Investitionskosten betrugen rund 235.000 DM, die vornehmlich durch Beitragsvorauszahlungen und Bausteine, aber auch durch öffentliche Zuwendungen des Landes Hessen, des Kreises Offenbach und der Stadt Neu-Isenburg finanziert werden konnten. Das im selben Jahr fertig gestellte, eingeschossige Pächterwohnhaus musste allerdings in den neunziger Jahren wegen verschiedener Baumängel durch ein Fertighaus ersetzt werden. Als 1967 die restlichen 5 Plätze hergerichtet waren, wurde die alte Anlage an der Brunnenstraße nunmehr endgültig aufgegeben.

Nach 15 Jahren erfolgreicher Tätigkeit erhielt Dr. Georg Staub vom Hessischen Tennisverband die silberne Ehrennadel für besondere Verdienste für den Tennissport und wurde zum Ehrenvorsitzenden des Clubs gewählt. 1970 übernahm sein 2. Vorsitzender Wilfried Schwenzer die Leitung des Clubs, der die Clubanlage durch weitere zwei Plätze (die jetzigen Plätze 10 und 11) und eine 2-Platz-Tennishalle erweiterte. Ihm, der ebenfalls zum Ehrenvorsitzenden gewählt wurde, folgte 1982 Dieter Stang als 1. Vorsitzender, der allerdings schon nach zwei Jahren von dem jetzigen Ehrenpräsidenten und vom Hessichen Tennisverband mit der goldenen Ehrennadel ausgezeichneten Otto Hecker abgelöst wurde. Otto Hecker war es auch, der das Clubhaus durch unser Mitglied, Architekt Walter Müller, in der heutigen Form zweigeschossig ausbauen ließ. Dies wurde inbesondere notwendig, weil vor allem die Umkleideräume und sanitären Einichtungen dem Bedarf vom mehr als 600 Mitgliedern nicht mehr genügten. Seit 2001 wird der Club von Harald Keydel geführt, der schon jetzt zeigt, dass er sich würdig in die Reihe seiner Vorgänger einordnen wird.

Die Entwicklung, die unser Club in seiner 75-jährigen Vereinsgeschichte genommen hat, erfüllt uns auch im sportlichen Bereich mit berechtigtem Stolz. Es war die aus den Damen L. Eichler, R. Gress, E. Herzig, K. Strecker und K. Wendt bestehende Clubmannschaft, die 1935 zum ersten Mal an den Kreismeisterschaften teilnehmen durfte. Für derartige Meisterschaften war die damalige Herrenmanschaft, die vornehmlich aus den Herren Gress, Junker, Schneider, Strecker, Dr. Staub, Lang, Tiergärtner und Zimmer gebildet wurde, noch nicht stark genug, zeigte aber bei zahlreichen Clubvergleichsspielen dennoch ein solides Können.

Nach dem Kriegsende nahmen 1958 erstmals Mannschaften an den Medenspielen des Hessischen Tennisverbandes teil. Erwähnensswerte Erfolge blieben allerdings in der Folgezeit aus. Erst, nachdem der allseits bekannte Erfolgstrainer des Hessischen Tennisverbandes, Günter Friedl, 1969 als Clubtrainer tätigt wurde, begann der eigentliche sportliche Aufstieg: Die 1. Damen-Mannschaft (E. Herzig, H. Hillesheimer, J. v. Blanc, S. Clarkson, E. Schneider) stieg 1970 in die Verbandsliga, 1971 die 1. Herrenmannschaft (P. Kruck, P. Pfeffer, G. Schlegel, G. Schneider, P. Wolf und D. Zwicker) in die Oberliga auf. Nicht unerwähnt sollte bleiben, dass Günter Friedl für seine besonderen Leistungen 1996 zum Ehrenmitglied des TC Neu-Isenburg ernannt wurde.

In den folgenden Jahren steigerten sich die sportlichen Leistungen aller gemeldeten Mannschaften erheblich. Bemerkenswert der Erfolg der 1. Herrenmannschaft im Jahre 1975: Sie gewann erstmals die Hessische Mannschaftsmeisterschaft, was den Aufstieg in die Regionalliga Südwest bedeutete. Owohl sie im nächsten Jahr wieder abstieg, konnte sie sich danach noch jahrelang in der Oberliga zu den stärksten Mannschaften zählen und mehrmals an den Endrunden um die Hessische Mannschaftsmeisterschaft teilnehmen. Deshalb, aber auch wegen der intensiven Jugendarbeit, gehörte der TC Neu-Isenburg in der Folgezeit mit zu den angesehensten Clubs weit und breit, was dazu führte, dass immer mehr gute Spieler und Spielerinnen den Weg zu uns fanden. Mitverantwortlich hierfür waren aber auch die später hinzugekommenden Trainer Larry Cooper und Thomas Habermann, die sich durch ihre fachliche Qualifikation besonders auszeichneten.

Sportlicher Höhepunkt des Vereins waren die 1993 auf unserer Anlage ausgetragenen Aufstiegsspiele zur Damen-Bundesliga, an denen unsere 1. Damen-Mannschaft als Sieger der Endrunde der Regionalliga Südwest teilnehmen durfte. Was niemand erwartete: Die Damen Meike Babel, Stefanie Meyer, Sandra Groschwitz, Stefanie Keim, Caroline Christian und Jeanine Christian setzten sich gegen die namhaften Spielerinnen von LTTC Berlin, RC Hamm und TC Riemerling bravourös durch. Am Ende des Turniers hatten sie ihr großes Ziel erreicht und waren in die Bundesliga der Damen aufgestiegen, was bis heute noch keinem Verein des Hessichen Tennisverbandes gelang.

Verstärkt durch nationale und internationale Spielerinnen, wie Dominique van Roost (Belgien), Petra Winzenhöller, Andrea Glass, Laurence Courtois (Belgien), Anke Roos, Nina Nittinger, Julia Abe und Kristina Brandi (USA) steigerten sich die Leistungen unserer, von unserem damaligen Trainer Larry Cooper vorbildlich geführten Damen von Jahr zu Jahr und feierten sogar 1997 die deutsche Vizemeisterschaft. Von Jahr zu Jahr stiegen aber auch die Ausgaben für dieses außergewöhnlich gute Team, was zu erheblichen Sorgen bei den Clubverantwortlichen führen musste. Da aus verschiedenen Gründen vorauszusehen war, dass eine Fortführung des Spitzensports die wirtschafliche Lage des Vereins stärker als vertretbar belasten würde, traf der Clubvorstand die einzig richtige Entscheidung, die Damenmannschaft in der bisherigen Zusammensetzung aufzulösen und die weitere Teilnahme an der Bundesliga abzusagen. Mit Ausnahme von Stefanie Keim suchten und fanden alle Damen in namhaften Tennisclubs eine neue Heimat. Ein besonderer Dank gilt daher unserer lieben Stefanie, mit deren Hilfe eine neue, hoffnungsvolle Damenmannschaft aufgebaut werden konnte.

Wie richtig die damalige Entscheidung war, ist daraus zu erkennen, dass inzwischen nahezu alle Sportvereine mit ähnlich schwierigen finanziellen Verhältnissen zu kämpfen haben und sich deshalb - sofern nicht bereits geschehen - in der Folgezeit ebenso verhalten werden müssen, wie wir es seinerzeit getan haben.